Freitag, 20. Juli 2007

Himalaya - Das Dach der Tour

Nachdem wir in Hanoi mit deutschem Essen ausreichend Kraft getankt und unsere Raeder in Schuss gebracht hatten, setzten wir unsere Reise erwartungsvoll Richtung China, dem groessten Transitland unserer Reise fort. Dass die Chinesen es buerokratisch gern sehr genau nehmen, erfuhren wir bereits an der Grenze. Der freundliche Grenzbeamte untersuchte intensiv unsere Paesse und kam zu dem Schluss, dass zumindest einer von beiden definitiv eine Faelschung sein muesste. Erst nach 3 Stunden, etwa 20 Beispielunterschriften und der eindringlichen Erklaerung, dass in Deutschland zwischenzeitlich die Paesse auf biometrisch umgestellt wurden, was die inzwischen detektivisch ermittelten Abweichungen begruendet, wurden wir schliesslich in das schoene China eingelassen. Hier wuerden die ersten “echten Berge” auf uns warten und wir hofften, nach 6000 km in den Beinen gut geruestet zu sein. Der Aufstieg in den Himalaya wurde zu einer Reise durch die unterschiedlichsten Klima- und Vegetationszonen. Morgens sassen wir bei sengender Hitze unter einer Bananenstaude und knabberten eine Ananas, mittags blickten wir auf ausgedehnte Weinberge in einer italienisch anmutenden Landschaft und freuten uns ueber Frisch gererntete Weintrauben und abends zelteten wir unter einem Walnussbaum, flueckten wilde Erdbeeren und fuehlten uns stark an das schoene Thueringen erinnert.

Hanimas hat sich inzwischen definitive fuer seinen Stammplatz auf dem Gepaecktraeger entschieden, wo er – selbstverstandlich - ordnungsgemaess angeschnallt den freien Blick auf die schoene Landschaft und die hochinteressante Architektur des alten China geniesst. Wir passieren imposante Pagoden und Tempel, kunstvolle Kirchen und halten Rast im beeindruckenden Lijang, dessen alte Gassen zum Weltkulturerbe gehoeren und auch bei uns ein Gefuehl des Wandelns im alten China erzeugen.




Die Landschaft des oestlichen Himalaya ist einfach atemberaubend, hunderte Kilometer fahren wir durch tief zerfurchte Schluchten, entlang an reissenden Fluessen, die kaum Platz fuer eine Strasse lassen.




Die Querung eines Flusses kann in einer solchen Landschaft schon zu einem echten Abenteuer warden, insbesondere wenn es sich dabei um den Jangzte handelt. Abstieg, Ueberfahrt und Aufstieg auf der anderen Flussseite kosten uns einen halben Tag und viel, viel Kraft.







Die breiten Taeler, die wir immer wieder ueber lange Passstrassen verlassen, bieten eine fantastische Kulisse fuer traumhafte Zeltplaetze. Abends serviert der Chefkoch Nudeln mit Wildpilzen und Erdnuessen, denn der naechste Tag verspricht neue, harte Anstiege.
Am Fusse des maechtigen Gonga Shan mit immerhin 7550m Hoehe treffen wir das erste Mal auf unserer Reise auf Eis. Eine gewaltige Gletscherzunge zieht sich bis auf 3500m ins Tal hinunter und erfrischt das Gemuet und den Koerper. Zum Ausgleich fuer den harten Aufstieg goennen wir uns am Abend bei grossartiger Aussischt auf die schneebedeckten Berge ein Bad in einer heissen Quelle.

Derart gelockert und erholt freuen wir uns auf die naechsten Paesse, die nun von Tag zu Tag hoeher werden. Hinzu kommt, dass das Wetter in den Bergen oft unberechenbar und Hoechst wechselhaft ist. Morgens im Nebel gestartet, schwitzen wir mittags unter gleissender und brennender Sonne und warden abends von Regenschauern und Wind ueberrascht.

Hinter Kangding kaempfen wir uns schliesslich bei merklich duenner werdender Luft, einem 15 Grad Temperatursturz und einsetzendem Hagel ueber einen 4200m hohen Pass und finden uns urploetzlich nicht nur im strahlenden Sonnenschein, sondern auch im alten Tibet wider.







Menschen, Haeuser und Landschaft scheinen hier so gar nichts mit dem uebrigen China zu tun zu haben, der Pass trennt zwei Welten. Auf endlosen, bunt bluehenden Wiesen grasen Yak-Herden, nur einige Weizen- und Rapsfelder durchbrechen die unberuehrte Graslandschaft auf 3.800m.






Hier gibt es fantastische Landschaften und Zeltplaetze im Ueberfluss. In klaren, aber bitterkalten Baechen fuellen wir unsere Trinkflaschen und nehmen ein Bad fuer echte Maenner. Nachts und am Morgen kommennach 4 Monaten bei ueber 30 Grad erstmals unsere Fleecepullis, Socken, Muetze und Wanderschuhe zum Einsatz.








Und wieder freuen wir uns ueber die neugierigen und frechen Kinder der tibetischen Bergbewohner, die gern ein Stueck mit uns Huckepack mitreisen oder an unseren Raedern und Taschen zotteln. Bei einer netten Familie bekommen wir ein reichhaltiges, traditionelles Fruehstueck aus Weizenbrot, Yakbutter, frischem Honig, Yakkaese und natuerlich Yakbutter-Tee, den wir artig und ohne eine Mine zu verziehen bis zum letzten Rest austrinken, in der Hoffnung, uns nicht vor der Tuer uebergeben zu muessen.





Wir verlassen Tibet und den Himalaya wiederum ueber einen schweren Pass. Auf der Spitze zeigt unser Hoehenmesser immerhin 4.430m an. Doch auch hier werden wieder mit einer atemberaubenden Aussicht beloht, von der auch Hanimas nicht so recht loslassen kann.



Nach insgesamt ueber 25.000 gekletterten Hoehenmeter im Himalaya freuen wir uns nun auf eine 200km lange Abfahrt nach Chengdu.


Auf dem Weg passieren wir diese recht possierlichen Tierchen, die man einfach stundenlang beim Spielen beobachten koennte… wollte man nicht noch den Baikalsee erreichen. Auch Hanimas kann sich nur schwerlich trennen, mit einigen Spielkameraden hat er schnell Freundschaft geschlossen.


Unbedingt bemerkenswert ist noch die chinesischen Strassenbautechnik, die uns letztlich unsere schoene lange Abfahrt vermieste. Da wird zunaechst mit schwerem Geraet die Strasse auf einer Laenge von 180km komplett aufgerissen und in ein riesiges Schlammloch verwandelt, anschliessend warden entlang der Strecke 15 Maenecken (anders lassen sich die kleinen Chinesen wirklich nicht beschreiben) mit Spitzhacken und Schubkarren verteilt, die so lange an den herumliegenden Felsbrocken pickern, bis wieder eine Strasse zu erkennen ist.


Komplettiert wird dieses interessante Verhaltensmuster durch eine Horde durchgeknallter Bus- und LKW-Fahrer, die wild hupend und ohne jede Ruecksicht durch den Schlamm rasen, bis sie schliesslich von der Strasse rutschen oder im Morast stecken bleiben. Dann ist die Strasse mal eben fuer 5-8 Stunden komplett gesperrt. Aber die Chinesen haben viel Zeit und Geduld. Anders laesst es sich auch nicht erklaeren, dass eine Visaverlaengerung, also ein neuer Stempel im Pass, mal eben 7 Tage in Anspruch nimmt.


Fuer unseren besonders treuen Leser Christian gibt es heute eine typische Vitaminbombe zu bestaunen, die uns taeglich Kraft gibt.